Sonntag, 17. Mai 2015

Qu'est-ce qui s'est passé?

So viel, dass ich gar nicht weiß, wo ich überhaupt anfangen soll!
Als ich vor circa vier Wochen das letzte Mal einen Blogeintrag verfasst habe, habe ich mich nach Südfrankreich verabschiedet, wo ich eine Woche Seminar und eine Woche Urlaub hatte, in der ich meinen 20. Geburtstag gefeiert habe. Danach ging es mit Geburtstagen gleich weiter und ich wurde mit voller Wucht zurück ins Arbeitsleben katapultiert, da das Centre sowie meine französische Aufnahmeorganisation ICE ihre zwanzigjährigen Jubiläen begangen haben. Nach dieser anstrengenden Zeit hatte ich eine ruhige Woche, doch Zeit für einen Reisebericht konnte ich auch da nicht finden, da es Theresa und mich spontan auf eine kleine Elsasstour verschlagen hat.
Um ein wenig Ordnung in diese ereignisreichen vier Wochen zu bringen, habe ich mich dazu entschieden zu jedem größeren Event meine drei Lieblingserinnerungen aufzuschreiben - somit sprengt dieser Eintrag auch nicht den Rahmen der Vernunft.

Unser Seminar war in zwei Teile aufgeteilt, die wir an verschiedenen Orten verbracht haben.
So waren wir erst in einer Herberge in Le Chambon-sur-Lignon, einem kleinen Bergdorf mitten im Zentralmassif, welches sich an dieser Stelle in der Auvergne befindet. Der Ort ist bekannt, da der Israelische Staat ihm im Jahre 1990 den Ehrentitel "Justes parmi les Nations" gegeben hat, was übersetzt "Gerechte unter den Völkern" bedeutet. Diese Auszeichnung gedenkt der heimlichen Rettung vieler Juden durch die lokale Bevölkerung während des Holocausts, die beispielsweise in Chambon-sur-Lignon Schutz, Unterkünfte, Verpflegung und natürlich Solidarität bot. Heute gibt es in jenem Ort ein Museum, welches sich mit diesem Kapitel der Geschichte befasst und welches wir besuchen durften. Die super interessante Führung in den ansprechenden und modernen Räumlichkeiten ist Nummer Eins meiner drei Lieblingsereignisse.
Nach zwei Tagen haben wir uns noch weiter Richtung Süden bewegt, haben die Ardèche passiert und haben unser Domizil in der Nähe von Alès bezogen. Um genau zu sein haben wir mitten in den Bergen in einem ehemaligen Steinbauernhof gewohnt, der nur durch unendlich scheinende Serpentinen erreichbar war. Da kommt auch schon mein zweiter Punkt - die wunderschöne Berglandschaft der Cevennen, die im Frühling vor Leben nur so strotzt. Soweit das Auge reicht sieht man hellgrüne Esskastanienbäume, Pinienbäume und violett blühenden Goldregen. Wenn wir mit unserem Buskonvoi durch die malerischen Berge gefahren sind und der warme Fahrtwind unsere Haare durchgeweht hat, konnte man manchmal kleine Dörfchen mit hell getünchten Steinhäusern und terrassenartigen Gärten erahnen. So kitschig sich diese Szene auch anhören mag, die Beschreibung entspricht genau der Wahrheit!
Schlussendlich war das Schönste jedoch die Atmosphäre unter uns Freiwilligen. Sowohl mit den altbekannten Gesichtern als auch mit ein paar Neuen habe ich mich wunderbar verstanden und das komplette Seminar war von Freude, Gelächter und Motivation geprägt. Am letzten Abend wurde ich auch sehr wehmütig, da es wohl das letzte Mal war, an dem wir alle komplett versammelt waren. Die Abschiedsworte unserer Organisatorin Anne waren dazu noch so rührend, dass mein Herz lachend und weinend zugleich an diesen Moment denkt.

Sooo, die zweite Woche stand mein Urlaub gemeinsam mit Marie und Paula an - das war zumindest der ursprüngliche Plan, doch eine glitschige Treppenstufe und ein unglücklicher Fall kamen Marie in die Quere und so mussten Paula und ich alleine Avignon, Marseille, Antibes, Èze und Nizza bereisen.
Meinen ersten Lieblingsmoment sollte ich wohl eher als eine Ansammlung vieler Momentaufnahmen bezeichnen, da es sich hierbei um Marseille handelt. Von meinem Reiseführer wusste ich nur, dass Marseille eine ganz schön lange Zeit nur unter dem Spott des restlichen Frankreichs leiden musste, da es allgemein nur mit Dreck und Kriminalität verbunden wird. Ich für meinen Teil fand diese Stadt vom Stadtbild und der Atmosphäre her am spannendsten und facettenreichsten. Sicherlich ist es schäbiger als Nizza oder Cannes an der Côte d'Azur, aber ich finde, dass es dadurch eine wahre und realistische Stadt ist, die nicht nur als Magnet mehr oder weniger reicher Mittelmeertouristen fungiert. Hier haben Paula und ich uns übrigens mit Michaela und Sophie, zwei weiteren Elsassfreiwilligen, die auch gerade Urlaub gemacht haben, sowie mit Claudia und Alexandra, die glückseligen Südfrankreichfreiwilligen, getroffen und einen wunderbaren Tag mit ausgedehntem Stadtspaziergang, einer Visite der über der Stadt thronenden Kathedrale Notre Dame de la Garde und "burger marseillais" verbracht.
Glücklicherweise fällt meine zweite Erinnerung auf meinen Geburtstag. Am Morgen des 29. Aprils wurde ich mit einem Städnchen und einem Stück geheim organisiertem Erdbeerkuchen geweckt, was ein toller Start in die neue Dekade war. Ansonsten haben wir den Tag über die am Mittelmeer gelegene Festungsstadt Antibes besichtigt, abends lecker gekocht und auf das neue Lebensjahr angestoßen.
Als dritten Lieblingsmoment möchte ich euch von einer unglaublich anstrengenden und schweißtreibenden Wanderung von Èze-sur-Mer nach Èze-Village erzählen. Das Dorf wird von der Klippe zweigeteilt und wenn man vom einen zum anderen Teil kommen möchte, bleibt Fußgängern nur der steile Klippenweg durch die wilde Natur. Der "Sentier de Nietzsche", so genannt da Friedrich Nietzsche dort "Also sprach Zarathustra" schrieb, ist definitiv ein Terrain für Wanderausrüstung, was Paula und ich sorgfältig ignoriert haben. Mit Sandalen, Jutebeutel und Spiegelreflexkamera war der Aufstieg dementsprechend Kräfte zehrend, doch der tolle Ausblick über La Méditerranée war eine feine Belohnung!

So bleibt mir jetzt noch von der Geburtstagswoche des Centres und meiner Freiwilligenorganisation zu berichten.
Für diese besondere Woche fand natürlich eine deutsch-französische Begegnung zweier Jugendgruppen statt, die sich mit Thema Albert Schweitzer und seine Lebensweisheiten beschäftigt haben. Die Franzosen kamen aus Paimpol in der Bretagne und sind bisher unter den drei Gruppen, die ich am sympathischsten, motiviertesten und warmherzigsten fand - somit haben sich diese Schülerinnen und Schüler auch klammheimlich auf die Liste der schönsten Erinnerungen geschlichen!
Wie ich oben bereits geschrieben habe, war das Thema Albert Schweitzer und in Kleingruppen in den unterschiedlichsten Ateliers haben wir die Woche über einen Beitrag zu einer großen Geburtstagszelebration ausgearbeitet. Ich war im Chor und neben rhytmischen Percussions und Stimmübungen haben wir Zitate vertont. Da mir Gesang davor nie sonderlich Freude bereitet hat, ich diese Woche aber wirklich genießen konnte, landet der Chor als Öffnung meines kreativen Geistes auf der Liste.
Zu guter Letzt ist das Engagement der aktuellen, doch vor allem der ehemaligen Freiwilligen zu nennen, die in Scharen aus allen Ecken Europas zum Geburtstagswochenende des ICEs geströmt sind und tatkräftig mit angepackt haben. So viel Verbundenheit nach so vielen Jahren finde ich bemerkenswert!

Da mein Elsasstrip mit Theresa viel zu kurz war, um drei besondere Momente daraus auszusuchen, bleibt mir zu sagen, dass ich diese zwei Tage sehr genossen habe und es mich ungemein gefreut hat, noch einmal etwas mit ihr zu machen, bevor wir im Juli schon wieder andere Wege einschlagen werden. Nebenbei kann ich jetzt auch noch die Haut-Koenigsbourg, Sélestat und den Hartmannswillerkopf als Reiseziele im Elsass abhaken.

Ich versuche so schnell es geht, ein paar Bilder meiner Kamera auf den Blog stellen zu können, damit Ihr eine Vorstellung der schönen Orte habt, die ich allesamt besuchen durfte. Nun wünsche ich Euch aber erstmal einen angenehmen Sonntag mit warmer Abendsonne und Tatort :)

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