Mittwoch, 17. Dezember 2014

L'Animation Linguistique

Bevor ich mich Zuhause in Trier in aller Ruhe der Weihnachtszeit, meiner Familie und meinen Freunden widmen kann, werde ich diese Woche im Centre nochmal richtig gefordert. Im Gegensatz zu der üblichen Arbeit agiere ich nicht als Freiwillige im Centre, sondern als Teilnehmerin der Gruppe. Dabei handelt es sich um einen Lehrgang zu Sprachanimationen, der vom Deutsch-Französischen Jugendwerk, den Francas und dem Volksbund veranstaltet wird.
Gegenstand der Fortbildung, für die sich Deutsche und Franzosen aus allen Teilen ihres Landes versammelt haben, ist das spielerische Erlernen von Sprache und der interkulturelle Austausch zwischen den beiden Nationalitäten. Um dieses Ziel zu erreichen, werden drei Schritte angewendet, von uns analysiert und von den vier Teamern weiter erläutert. So fängt es beispielsweise mit der Enthemmung der Teilnehmer an, wie durch Kennenlernspiele, Vertrauensübungen und Körperkontakt bei verschiedensten Animationen. Nachdem das "Eis gebrochen" ist - wohl eine der am häufigsten verwendeten Formulierungen - steht der Spracherwerb in der Fremdsprache im Zentrum des Interesses. Wenn das gelungen ist, folgt die Systematisierung, um das erlernte Wissen zu ordnen und zu speichern.
So viel also zum groben Prinzip der Sprachanimation, was eigentlich ganz amüsant ist, für mich aber auch eine reine Aneinanderreihung von Begriffen und Sätzen wie Hemmschwelle, Vertrauen, Vokabular, "c'était bien fait" oder "ça dépend du groupe" ist. Das Wort Laberrhabarber fasst es meiner Meinung nach ganz gut zusammen.
Im Endeffekt ist es jedoch eine interessante und schöne Woche, die viel Neues mit sich bringt und gerade in der Adventszeit, am Ende des Jahres, wo bei Allen langsam die Puste ausgeht, Abwechslung bringt. So bin ich froh, dass mir die Möglichkeit geboten wurde, am Kurs teilzunehmen.

Am Freitag werde ich auch schon von meinen Eltern besucht, wir schauen uns gemeinsam Straßburg an und ich verabschiede mich bis Januar von Niederbronn, da ich die Feiertage im guten, alten Trier verbringe.
Da ich mir nicht sicher bin, ob wir uns so schnell wieder hören, wünsche ich Euch ein wunderbares Weihnachtsfest und einen schönen Silvestertanz ins neue Jahr!
Bisous de la France :)

Sonntag, 7. Dezember 2014

Strasbourg - Capitale de Noël 2014

Beim Anblick des Straßburger Weihnachtsmarkts, oder eher gesagt der etlichen Weihnachtsmärkte, die sich auf allen Plätzen, um die Kathedrale herum und in den kleinen Gässchen von La Petite France erstrecken, kommt man gar nicht darum herum, in eine weihnachtliche Stimmung versetzt zu werden.
Alles blinkt und leuchtet, es duftet nach Orangen, Glühwein und Zimt und sobald es anfängt zu dämmern, wird die ganze Atmosphäre noch ein Stück eindrucksvoller. Schon jetzt habe ich gemerkt, dass man das Konzept marché de noël strasbourgeois nicht mit dem Trierer Weihnachtsmarkt vergleichen kann, was unter anderem an den Ständen und ihren Angeboten liegt. Natürlich gibt es auch hier Christbaumschmuck, Crêpes und Kerzen, aber was ich am Place Kléber besonders aufschlussreich fand, waren die Infostände gemeinnütziger und humanitärer Organisationen, die nur selbstgemachten Glühwein und Plätzchen verkaufen. Vermutlich glauben die Besitzer an Weihnachten als das Fest der Liebe und hoffen auf neue Unterstützer ;)
Das faszinierende an der Adventszeit in Straßburg ist die Allgemeingültigkeit von Weihnachten, wenn man das so ausdrücken kann. In der ganzen Stadt, auch abseits der Massen, ist die Stadt geschmückt und strahlt eine riesengroße Vorfreude auf den 25. Dezember auf. Genau, Ihr hört richtig! In Frankreich wird erst am 25. gefeiert, aber aufgrund der wechselhaften Geschichte des Elsass, werden wir hier sogar mit zwei Feiertagen belohnt - quel bonheur!
 So hat die schöne, elsässische Großtstadt es definitiv verdient, den ehrwürdigen Titel  der Weihnachtshauptstadt 2014 zu tragen.



Montag, 1. Dezember 2014

La Bretagne

Kuckuck meine lieben Leser, hier bin ich wieder und möchte Euch gerne von meiner wunderbaren Zeit in der noch viel wunderbareren Bretagne berichten!
Am Samstag, dem 22. November fing die lange Reise in die über 1000 Kilometer weit entfernte Region im Nordwesten Frankreichs an. Dafür haben sich einige Freiwillige aus dem umliegenden Elsass und die Niederbronner um 3 Uhr morgens vor dem ICE Büro getroffen, um die Fahrt mit dem Bus gemeinsam anzutreten. Ehrlich gesagt hatte ich auf die nicht enden wollende Zeit im Bus gar keine Lust, doch die Müdigkeit und die Dunkelheit haben mich dann doch einschlafen lassen und die zwölf Stunden gingen schneller als gedacht um. Da im zentralisierten Frankreich so gut wie jede Autobahn über Paris führt, sind wir bei einem orangeroten Sonnenaufgang durch die Hauptstadt gefahren, was eine perfekte Einstimmung auf das schöne Seminar war.

Bis zum Zeitpunkt, als wir wiklich am Ort des Seminares ankamen, waren wir ahnungslos, wo in die Bretagne es uns hinführen würde. Gegen Nachmittag hat uns das kleine Dorf Saint-Pol-de-Léon im Département Finistère willkommen geheißen. Dort haben wir fünf Tage in einem alten Schloss gelebt, das nun als Herberge mit dem einladenden Namen "Rêves de Mer" genutzt wird. Der Name ist absolut berechtigt, da man zu Fuß in weniger als zehn Minuten am Plage de Kersaliou war. Ob es sich beim dortigen Meer um den Ärmelkanal oder den Atlantischen Ozean handelt, habe ich leider noch nicht herausgefunden, denn bei Saint-Pol-de-Léon verwischen die Grenzen der beiden Gewässer.
Der Samstag hat zum größten Teil aus der Wiedersehensfreude aller Freiwilligen bestanden, da sich die Meisten seit August nicht mehr wiedergesehen haben. Die Gespräche haben sich an diesem ersten Abend auch hauptsächlich um die Projekte, den Ort, die Region und die anderen Volontäre gekreist, so haben wir uns gegenseitig auf den Stand der Dinge gebracht. Die leuchtenden Augen des ein oder anderen, der seine Situation geschildert hat, war wirklich herzerwärmend :)



  


 Die Seminartage waren von morgens bis abends gefüllt und das Programm hat uns in alle möglichen Ecken der Bretagne geführt - und das im geographischen und kulturellen Sinne. Am Sonntag standen drei Ziele auf unserem Plan: am Vormittag sind wir zur deutschen Kriegsgräberstätte in Ploudaniel-Lesneven gefahren, wo ich meine Führung gehalten habe. Es hat mir Spaß gemacht, diese Arbeit endlich einmal auf Französisch erledigen zu dürfen, da ich das in meinem Projekt schon sehr vermisse. Während der Vorstellung auf dem Friedhof hat es schon sehr stark genieselt (Paula und Vanessa - danke für das Regenschirm halten) und als wir am "Fôret Huelgoat", den legendenreichen Wäldern der Bretagne, ankamen, hat es nur noch aus Eimern geschüttet. Dementsprechend habe ich von den uns erzählten Legenden, ein Kulturerbe der Kelten, nicht all zu viel mitbekommen, dafür aber umso mehr vom beeindruckenden Naturspektakel, was uns geboten wurde.
Durchnässt und zitternd hat sich unsere hart gesottene Gruppe wieder in den Bus begeben und auf den Weg zur nächsten Station des Tages gemacht - das Fischerdörfchen Le Conquet. Eine komplette Kehrtwende des Wetters hat dazu geführt, dass die malerischen Häuschen und Gassen sowie der Meerblick von der Sonne bestrahlt wurden. Unsere Organisation hat uns hier zu einem kleinen Happen bretonischer Kultur eingeladen und so haben wir uns mit einem Crêpe mit Salzbutter und Zucker gestärkt - merci bien! Unser letzter Anlaufpunkt war danach St. Mathieu, der westlichste Punkt Frankreichs, auch Bout du Monde genannt, eine wunderschöne Klippen- und Felsenlandschaft, an der sich die Wellen gebrochen haben. Gekrönt wurde dieses Ende der Welt von dem alten Kloster und dem Leuchtturm, die im Sonnenuntergang eine zauberhafte Atmosphäre geschaffen haben.


 
 











Der nächste Tag diente zu Beginn der Zwischenreflektion seines bisherigen Freiwilligendienstes, wobei jedem die Möglichkeit eines Interviews geboten wurde. Dabei habe ich den unzureichenden Französischunterricht als mein Hauptproblem deklariert, da ich das Gefühl habe, mich keinswegs in meiner Sprachfertigkeit weiterzuentwickeln. Hoffentlich wird sich daran etwas ändern, on va voir.
Danach haben wir Zeit in Roscoff, der nächst größeren Küstenstadt, verbracht. Diese ging allerdings mehr als schnell vorbei, da wir am Nachmittag die bretonische Firma Algoplus besucht haben, die sich durch die Verarbeitung von Algen zu Nahrungsmitteln und Kosmetikprodukten einen Ruf gemacht hat. Der Geschmack von Algengrissinis mit Jakobsmuschel und getrockneten Algen ist tatsächlich wunderbar, wer hätte das gedacht!
Den Abend in Saint-Pol-de-Léon haben wir mit einem Herzstück der bretonischen Kultur verbracht, den Volkstänzen. Eine Gruppe motivierter Rentner hat uns die Basistänze beigebracht, die von Flöte und Dudelsack begleitet wurden. Generell haben mich Tanz und Musik sehr an Schottland erinnert, der keltische Einfluss ist im ansonsten romanischen Frankreich also bewahrt worden. 




Der letzte volle Seminartag war ein einziges Fest, da wir den halben Tag auf der Île de Batz verbracht haben, die laut meinem Reiseführer ein "wandelnder Gemüsegarten" ist. Das kann ich nur bestätigen, denn gefühlt die Hälfte der Insel ist mit Kohl- und Rübenfeldern, sämtlichen Stauden und anderen Anbauflächen bedeckt. Dazwischen befinden sich kleine Dörfer, alte Kirchen, Strände, Muscheln und natürlich Meer soweit das Auge reicht!
Den Nachmittag haben wir in unserem Schloss verbracht, wo wir in Kleingruppen verschiedene Arbeiten erledigt haben, die wir am Abend während der Abschlusszeremonie vorgestellt haben. Während ich mich mit Collage befasst habe, gab es andere Gruppen, die sich mit Musik, bretonischem Tanz oder Aquarellmalen auseinandergesetzt haben. Alle Vorstellungen waren schön und hatten irgendwie einen melancholischen Beigeschmack, da wir uns alle bewusst waren, dass es der letzte gemeinsame Abend der gesamten Gruppe für immer sein würde. Dass uns ein Video der Vorbereitungszeit im Sommer gezeigt wurde, hat die Melancholie nur noch mehr unterstützt!









All zu viel Zeit für Traurigkeit blieb mir allerdings nicht, obwohl sich am Mittwoch das Seminar auflöste, für Janine, Marie, Paula und mich aber nun das Reisen quer durch die Bretagne anfing. Mit einem kleinen Zwischenstop in Morlaix, wo das berühmte Viadukt steht, peilten wir mit Brest unser erstes Ziel an. Im Vorfeld unseres Urlaubs haben die meisten Menschen nur den Kopf geschüttelt, als wir von Brest sprachen, da es angeblich eine hässliche und uninteressante Stadt ist, die in der Nachkriegszeit ohne großen Sinn für Ästhetik wiederaufgebaut wurde. Dem kann ich nicht zustimmen. Natürlich gibt es malerischere Städte, aber das Zusammenspiel von Küste, Botanischem Garten, Industrie und Stadtleben hat definitiv seinen Reiz! Der Anblick des Hafens mit all seinen Lichtern beim Sonnenuntergang war wunderschön.
Daneben kann ich nur jedem empfehlen, einmal Moules Frites essen zu gehen, das ist ein Muss!



 


Am nächsten Morgen haben wir uns schon wieder vom urbanen Leben in Brest verabschiedet und sind nach Perros-Guirec an die Côte de Granit Rose gereist, einem Küstenort mit schönem Strand, der für seine rosafarbene Felsküste berühmt ist. Auf dem ehemaligen Zöllnerweg "sentier des douaniers" konnte man die beeindruckenden Felsformationen in all ihrer Schönheit bewundern. So wirklich rosa sind die Steine zwar nicht, aber der farbliche Kontrast zum blauen Meer ist ziemlich besonders. Jeder von uns hat die erholende Zeit in Perros-Guirec genossen und die Erinnerung an das Naturschauspiel lässt unser aller Herz höher schlagen.












Der Freitag schien anfangs einer der anstrengendsten Tage unserer Reise zu werden, da wir von Perros-Guirec aus über Rennes nach Saint-Malo fuhren, von wo aus wir nach knapp bemessener Zeit wieder nach Rennes zurückkehrten. Da wir ziemlich ratlos waren, was wir mit unseren drei Trekkingrucksäcken und einem vollgepackten Koffer machen sollten, weil wir Saint-Malo nicht wie vier Packesel anschauen wollten, haben wir während unserer Umsteigezeit in Rennes vergeblich nach Abstellmöglichkeiten gesucht. Schließfächer sind in Frankreich anscheinend nicht Gang und Gebe, nur in Paris, wie uns verraten wurde. Bei der dritten Adresse, nämlich im SNCF Reisezentrum, haben wir wohl einen so bemitleidenswerten Anblick geboten, dass sich der dortige Mitarbeiter ein Herz gefasst, sich gegen die offiziellen Richtlinien gestellt und unser Gepäck bis zum Abend aufgenommen hat. So viel Glück muss man erstmal haben!
Den historischen Kern von Saint-Malo, der auf einer Halbinsel liegt und Intramuros heißt, haben wir unbeschwert - im wahrsten Sinne des Wortes - kennen und lieben gelernt. Der Name rührt übrigens von der Bauweise der Altstadt her, die von Festungsmauern umgeben ist. Im Allgemeinen zeichnet sich die Stadt aus engen Gassen, alter Architektur und der Mole aus, die ins Meer verläuft. Im Reiseführer steht nicht umsonst, dass dieser Fleck der Bretagne oftmals als romantische Filmkulisse gedient hat.







Mit unserem Hab und Gut im Gepäck haben wir uns abends auf den Weg zu unserem Zimmer in der bretonischen Hauptstadt gemacht. Diesen supergünstigen Schlafplatz als Zimmer zu bezeichnen ist schlichtweg untertrieben, denn als wir die Türe unseres Domizils geöffnet haben, standen wir einem Apartment mit zwei Etagen, Küche, Bad und Balkon gegenüber. Auch wenn wir uns nicht im schönsten Viertel befunden haben, hat die Unterkunft dies auf jeden Fall wett gemacht.
Da Rennes als pulsierende Studentenstadt bekannt ist, haben wir uns entschlossen, den Freitagabend im Zentrum des Studentenlebens zu verbringen. Die Rue St. Michel heißt im Volksmund Rue de la Soif und macht diesem Spitznamen alle Ehre. Einen witzigen Abend haben wir Freiwllige mit einer Hand voll sympathischer französischer Studenten allemal verbracht.
Am nächsten Morgen haben wir uns wieder in Richtung Centre Ville gemacht, das sich entlang des Parlement de Bretagne, der Cathédrale St. Pierre, dem Place de la Mairie und dem Place de la République erstreckt. Für mich waren die Bauwerke typisch französisch und gerade dadurch ein einziger Augenschmaus. Den letzten Tag haben wir neben dem Genießen der Stadt mit einer ausgiebigen Einkaufstour und einem Crêpe zelebriert. Ich habe mich für die salzige Variante mit Buchweizenmehl und Käse, Schinken, Pilzen und Ei entschieden - bei dieser Kombination durfte ich auch mal inkonsequente Vegetarierin sein :)





Gestern Abend haben Janine, Marie, Paula und ich den Tag nur in der Metro, TGVs, Zügen und Bussen verbracht, bis wir abends wieder im Elsass eingetroffen sind. Eine wirklich sehr sehr schöne Reise, die leider viel zu schnell vorbeiging! Ich freue mich schon auf unsere nächste Tour, wo auch immer sie uns hinführen mag.
Ohne all zu viel Bedauern konnte ich heute trotzdem in die neue Woche starten, da ich das erste Türchen meines aus Trier importierten Adventskalenders öffnen durfte - tausend Dank Bettina, ich habe mich wie ein Kind gefreut! À propos Weihnachten, ich werde mich demnächst auf die Spuren der elsässischen Weihnachtsmärkte begeben und hoffentlich ein paar schöne Stunden dort verbringen, da bin ich aber guter Dinge.
In der Hoffnung, dass Ihr alle einen geruhsamen ersten Advent verbracht habt und ausgeglichen in die Adventszeit gestartet seid.
Gruß und Kuss aus Frankreich!

Montag, 17. November 2014

Le Jour du Deuil National

Bereits im Vorfeld hat der diesjährige Volkstrauertag eine Menge Arbeit bedeutet. Theresa und mir wurde die Aufgabe anvertraut, das Programmheft für die Gedenkfeier zusammenzustellen, wofür wir Texte schreiben und eine ansprechende Gestaltung kreieren mussten. Während Theresa Texte über verschiedene Musiker, einen Chor und seinen Dirigenten, die Nationalhymnen Deutschlands und Frankreichs, sowie volkstümliche Trauerlieder geschrieben hat, habe ich mich mit der Übersetzung der Texte ins Französische befasst. Nachdem unser Vorschlag einige Male Korrektur gelesen und für druckbar befunden wurde, haben wir uns auf die Optik des Flyers konzentriert. Dafür haben wir bei Regen und Matsch richtig schöne Aufnahmen des Friedhofs gemacht – solch ein Einsatz muss ja wohl belohnt werden!

Genau der Fall ist dann auch eingetreten, als wir am Sonntag mit den vom Bäcker gelieferten Lebensmitteln konfrontiert wurden. Es war ein einziges Schlaraffenland aus Guglhupf, Hefezöpfen, Streuselkuchen, sämtlichen erdenkbaren Sorten von Sandkuchen und Brezeln.
Doch nicht nur der Hunger wurde während des verre d’amitié gestillt, sondern auch der Durst. Es ist fast schon widerwärtig, mit viel Riesling und Pinot Gris sich die Teilnehmer der Zeremonie haben volllaufen lassen. Es hat sich eben um eine typische, deutsche Reisebusgesellschaft gehandelt, wenn man das so sagen kann. Dass es sich um einen Männerchor gehandelt hat, der nach dem einen oder anderen Glas Wein noch eine Performance hingelegt hat, hat die ganze Sache nicht besser gemacht. Amüsant war es allerdings schon!


Doch nun zum wichtigsten Programmpunkt des Volkstrauertages, der offiziellen Zeremonie.
Diese wurde mit Reden eines Konsuls, eines Landrats, eines Pfarrers und einer Pfarrerin eröffnet und dazwischen immer mit besagtem Seniorenchor musikalisch versorgt. Neben der obligatorischen Marseillaise und der Nationalhymne, haben sich die 350 Besucher für eine gemeinsame Schweigeminute eingefunden. Die Kranzniederlegungen haben auch eine wichtige, symbolische Rolle gespielt.
Mitten zwischen all diesen Punkten hatten Theresa, Zsolt und ich unseren kleinen, aber feinen Auftritt, bei dem wir die Zitate aus den Besucherheften aus Niederbronn verlesen mussten, jeder von uns auf seiner Muttersprache und danach auf Französisch. Die Themen waren meistens Frieden, Versöhnung, Erinnerung und Lehre für die Zukunft.
Hier ein kleines Beispiel, damit ihr Euch in etwa vorstellen könnt, welche Art von Einträgen wir präsentiert haben:
„Danke, dass man hier ein Stück der Menschenwürde wiederfindet, die in den Massengräbern verloren ging. Danke für diesen Ort der Besinnung, der mir so gezeigt hat, wie lebendig ich bin.“
Alles in Allem war der Volkstrauertag also ein weiterer Gedenktag, der viel Ähnlichkeit mit den vorherigen Feiern aufgewiesen hat. Der einzige Unterschied war die viele Arbeit, die vor, während und nach dem Tag auf uns zugekommen ist. Hier im Centre sind jedenfalls alle Mitarbeiter froh, den Volkstrauertag 2014 erfolgreich überstanden zu haben und freuen sich auf die etwas ruhigere Adventszeit. 
Auch ich freue mich schon unglaublich auf die nächsten Wochen, da sehr viel ansteht. Nächsten Samstag wird es für Paula, Janine und mich auf das Zwischenseminar in die Bretagne gehen, an das wir kurzerhand noch fünf Tage Urlaub mit Marie drangehangen haben, die wir für eine bretonische Rundreise benutzen werden. Unsere Wege werden uns nach Brest, Perros-Guirec, Saint Malo und Rennes führen – eine ausführliche Fotowelle wird Euch defintiv erreichen!

Vermutlich werde ich es zeitlich nicht mehr schaffen, mich vor der Bretagne bei Euch zu melden, von daher wünsche ich Euch schöne, restliche Novembertage.
Wir hören und sehen uns Anfang Dezember wieder, au revoir mes amis :)

Dienstag, 11. November 2014

La Commémoration du 11 Novembre

Bonsoir mes amis!

Heute ist der 11. November 2014 und genau heute vor 96 Jahren wurde der Waffenstillstand während des Ersten Weltkrieges unterzeichnet. Das hat den Franzosen seit diesem bedeutungsvollen Ereignis den Anlass gegeben, am heutigen Datum einen Feier- und vor allem Gedenktag zu zelebrieren. Daneben wird außerdem allen Gefallenen des Grande Guerre gedacht.

Nicht nur in Niederbronn, sondern in ganz Frankreich wurde der Sieg der Alliierten heute gebührend gefeiert und so hatte ich die Möglichkeit bei einer traditionellen Gedenkfeier teilzunehmen. Diese bestand aus offiziellen Reden der Bürgermeisterin, einer militärischen Parade, Marschmusik, der Kranzniederlegung und der Präsentation eines zeitgenössischen Gedichtes durch französische Schüler des örtlichen Lycées.
Bei solch einem Anlass dürfen die Tricolore, eine leidenschaftlich gespielte Marseillaise und ein Appell an die Werte "Liberté, Égalité, Fraternité" und an einen allumfassenden Frieden natürlich nicht fehlen, das wurde mir heute nochmal deutlich vor Augen geführt. Generell ist es sowieso bemerkbar, wie viel stärker der Patriotismus hier ausgeprägt ist.

Die kleine Geschichtsstunde ist nun auch schon beendet, da ich morgen sehr früh aufstehen muss, weil ich zusammen mit dem ICE und Paula nach Sarreguemines an eine Schule fahre, wo wir den Freiwilligendienst in Frankreich vorstellen werden.
Am Sonntag steht das augenscheinliche Highlight dieser Woche vor der Tür - der Volkstrauertag. Wenn ich dieses Großereignis überstanden habe, werde ich mich bei Euch melden und Bericht erstatten!

Dienstag, 4. November 2014

Le Cimetière Militaire

Da ich schon sehr oft vom Soldatenfriedhof berichtet, doch noch nie Fotos dieses Ortes gezeigt habe, möchte ich das heute tun, damit Ihr einen Eindruck meiner Arbeitsstätte gewinnen könnt.

Durchschreitet man zur Zeit die Pforten des Friedhofes, so findet man diesen nicht so vollständig vor, wie er normalerweise sein sollte. Das liegt daran, dass sämtliche Grabsteine momentan ausgetauscht werden, wobei die alten Natursteine, die die Spuren von Zeit, Wind und Wetter tragen, von neuen Granitblöcken abgelöst werden, die jeglicher Witterung trotzen.
Die Arbeiten sollen voraussichtlich Ende 2015 von den freiwilligen Helfern des Volksbundes abgeschlossen werden - ich habe mir schon vorgenommen, den Friedhof dann nochmal zu besuchen, um ihn wenigstens einmal in Hülle und Fülle zu erleben.






Einen Grabstein teilen sich jeweils vier gefallene Soldaten, auf jeder Seite des Steines stehen also je zweimal Name, Rang, Geburts- und Sterbedatum des Begrabenen. Der Grund dafür wird wohl rein pragmatischer Natur sein, da der Platzaufwand für reine Einzelgräber bei einer Anzahl von 15822 Soldaten einfach zu groß wäre.




 


 


Neben den Grabsteinen ist die runde Halle, die dem Pantheon in Rom ähnelt, ein zentraler Trauerpunkt des Friedhofes. In ihr wird einer Anzahl gefallener deutscher und ungarischer Soldaten, die in einem Massengrab bestattet wurden, gedacht. Offiziell wurde dieser Bau auf den Namen "Ehrenhalle" getauft, doch es ist fraglich, ob man sie tatsächlich so nennen sollte, oder ob man doch lieber lediglich von einer Trauerhalle sprechen sollte.




 


Das war es auch schon mit der kleinen virtuellen Friedhofstour! Viele Grüße aus dem Elsass!

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Unie dans la Diversité

Als EU-Bürger sollte jeder von Euch diesen Ausspruch kennen, denn "Vereint in der Vierfalt" ist das Motto der Europäischen Union!
Ich kann auch gleich beantworten, warum ich meinen Eintrag mit diesem Thema beginne - gestern durfte ich nämlich eine deutsch-französische Gruppe in das Europäische Parlament nach Straßburg begleiten.
Die Führung habe ich bereits während unserer Drittortbegegnung im Juni 2013 mit Franz-Bac besucht und natürlich waren die Etappen innerhalb des Parlaments wie der Plenarsaal, die Flaggen der Mitgliedsstaaten oder die Dolmetscherkabinen gleich. Doch der uns gezeigte Film sowie die Informationen der Zusammensetzung der Abgeordneten waren aktuell, was logisch ist, da sie nach den Europawahlen dieses Jahr natürlich aktualisiert werden mussten. Während der Tour durch das Parlament war ich super glücklich, dass ich so gut wie alles auf Französisch verstanden habe - das war damals in der Zwölf nämlich nicht so!
Der gestrige Arbeitstag war also im Endeffekt das reinste Vergnügen und hat sich eher so wie Urlaub angefühlt. Dieses Gefühl von Freizeit wurde heute noch verstärkt, da ich meinen freien Tag hatte und dieser Donnerstag ganz im Zeichen von Ausschlafen und Zeit für sich selbst stand.

Ich wünsche Euch für morgen noch einmal Motivation, bevor das lang ersehnte Wochenende vor der Tür steht :)
Bisous de l'Alsace!

Sonntag, 26. Oktober 2014

Quelle semaine de joie!

Wie an den meisten Sonntagabenden finde ich mich auch in diesen letzten Stunden des letzten Oktoberwochenendes an meinem Laptop wieder, um Euch von meinen Erlebnissen zu berichten. Wie der Titel es schon ankündigt, die letzten sieben Tage waren ein reiner Genuss - und das auf sämtlichen Ebenen.

Da sowohl in Frankreich als auch in Deutschland momentan Herbstferien sind, haben wir diese Woche keine Schüler im Centre empfangen, sondern eine siebenköpfige Gruppe bestehend aus Jungen und Mädchen im Alter von circa sieben Jahren. Begleitet wurde die groupe périscolaire, was man mit einem Kinderhort oder einer Ganztagsschule vergleichen kann, von den beiden Betreuern Claudine und Mohamed, die ganz oben auf meiner Sympathieliste der bisherigen Begleiter stehen. Die Animationen, das Arbeiten und das Zusammenleben mit den Kindern hat unglaublich viel Spaß gemacht und ich habe schon lange nicht mehr so eine Lebensfreude, solch großen Enthusiasmus und so eine Dankbarkeit gesehen. Bei allen Programmpunkten waren die Kleinen mit Herz und Seele dabei, wollten immer helfen, haben ihr Bestes gegeben, ein paar Brocken Deutsch zu sprechen, sich immer bedankt und sich für alles interessiert - verglichen mit den unmotivierten Neuntklässlern, die wir sonst im Centre beherbergen ein einziger Traum :)

Am Freitag hatten Theresa und ich wie angekündigt unsere erste eigene Führung und ich bin fast ein bisschen stolz zu sagen, dass wir beide unsere Sache gut gemacht und gemeistert haben. Dazu muss man sagen, dass wir glücklicherweise eine Gruppe zukünftiger Erzieher hatten, die sehr interessiert war, Fragen zu den verschiedenen Einzelschicksalen gestellt hat und mit einer bewundernswerten Ausdauer bei frostigen Temperaturen über den matschigen Friedhof gelaufen ist. Der begleitende Lehrer hat uns später noch gelobt, sich bei uns bedankt und sich mit einer Flasche Rotwein für unsere Performance bedankt - besser konnte unser Wochenende eigentlich gar nicht starten.
Direkt danach hat unser dritter Freiwilliger, der mittlerweile auch schon einen Monat mit uns zusammen lebt, für alle Mitarbeiter eine ungarische Spezialität gekocht, die man mit Armer Ritter, verfeinert mit Äpfeln und Aprikosenmarmelade, vergleichen könnte. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mir den Namen nicht merken konnte, obwohl er er es mir gefühlte hundert Mal gesagt hat. Ich vermute, es liegt daran, dass Ungarisch in keinster Art und Weise mit den Sprachen verwandt ist, die ich bisher kennen gelernt habe und mir sowohl die Sprachmelodie als auch die Betonung ein einziges Rätsel sind. Wie dem auch sei, die Hauptsache ist doch, dass es geschmeckt hat.

Abends haben sich Janine, Paula und ich auf in Richtung Straßburg gemacht, wo wir uns mit Marie getroffen haben und ins Nachtleben der elsässischen Metropole gestürzt haben. Neben der Wiedersehensfreude war die nächtliche Atmosphäre in der Stadt mit allen Lichtern, dem strahlenden Münster in Petite France und vor allem all den jungen Leuten extrem imposant.
Nachdem wir die Nacht in vollen Zügen genossen und ausgenutzt haben, sind wir morgens zum Bahnhof zurückgewandelt und haben uns um genau 6:54 Uhr in den ersten Zug Richtung Niederbronn gesetzt, wo ich einen großen Teil des Tages damit verbracht habe, meinen akuten Schlafmangel zu beheben.

Doch der Samstag hat nicht nur aus Entspannung bestanden, sondern auch aus ein wenig Kultur, da Paula, Theresa und ich ins Moulin 9 gegangen sind, dem Kulturzentrum in Niederbronn, in dem auch Janine arbeitet. Gestern Abend fand dort ein Jazzkonzert statt und da wir mit unserer Vita Culture Carte unglaublich hohe Reduktionen bekommen, dachten wir, dass wir dieses Angebot mitnehmen könnten. Meiner Meinung nach hat sich der Besuch gelohnt, alleine schon, weil wir so eine Abwechslung zum sonstigen Alltag haben.
Parallel zu der Eintrittskarte haben wir einen Gutschein für ein Getränk im Casino Niederbronn, der Attraktion unseres Dorfes schlechthin, geschenkt bekommen, weshalb wir uns später dorthin gewagt haben und dort ein wenig die Szenerie beobachten konnten. Ich muss allerdings zugeben, dass ich maßlos enttäuscht war, da es sich bei diesem Casino nur um eine riesige Ansammlung von in Neonfarben blinkenden Spielautomaten gehandelt hat, vor denen Menschen mit glasigen Augen wie betäubt oder hypnotisiert auf die Tasten gedrückt haben. Im Gegensatz zu meiner Erwartung von dicken, roten Teppichen, grünem Filzbezug auf den hölzernen Roulettetischen und vornehmen Menschen in Abendkleidung, Geschmeide und mit Zigarre also das reinste Grauen. Jetzt kann ich aber immerhin behaupten, auch schonmal im Casino mit dem größten Jackpot im Elsass gewesen zu sein!

Auch heute war ein Teil des Tages der Kultur gewidmet, da wir Paula in ihrer Stelle, dem Maison de l'Archéologie, besucht haben, das seinen 20. Geburtstag gefeiert hat und mit Führungen, Mosaik legen und einem römischen Buffet gelockt hat. Die Thermen in Niederbronn haben wir auch besuchr, doch als Triererin muss ich sagen, dass die Kaiserthermen um einiges beeindruckender sind :)
Das wunderbare Wochenende wurde mit einem kulinarischen Abend in unserer WG abgerundet, den wir mit Falafel, Couscous, Tomate-Feta-Salat, Avocadocreme und indischem Aubergine-Pickle zelebriert haben. Bon appétit!





Samstag, 18. Oktober 2014

Bon weekend!

Naaaa, wer von Euch erinnert sich an die letzten Zeilen meines vorherigen Blogeintrages?
Es ging darum, dass ich am Mittwoch Abend zum Zumba fahren wollte, doch als es dann so weit war, kam alles anders, als erwartet! Als wir vier Mädchen nämlich alle zusammen im Bus saßen und ich den Parkplatz verlassen wollte, habe ich nämlich vollkommen falsch eingeschätzt, wann und um wie viel Grad ich das Lenkrad einschlagen muss - et voilà, da hatte unser Bus schon ein anderes Auto erwischt.
Kurz darauf kam auch schon der Besitzer des angefahrenen Autos und wir hatten ein riesiges Glück, er sah das Ganze nämlich sehr gelassen und meinte, dass es ja auch nur ein Fahrzeug wäre. Da es in Strömen geregnet hat, haben wir ihn spontan auf eine Tasse Tee eingeladen, um im Trockenen alle Papiere und Formulare für die Versicherung auszufüllen. Ich bin immer noch so glücklich, dass wir auf einen so entspannten Franzosen getroffen sind - aus lauter Dankbarkeit haben wir ihm für den nächsten Tag einen wunderbaren Schokoladenkuchen mit Haselnüssen gebacken :)
In Deutschland hätte ich bei dieser Aktion noch sehr viel hysterischer und unentspannter reagiert, da bin ich mir relativ sicher. Die sieben Wochen, die ich bis jetzt im Elsass verbracht habe, haben mich also in der Hinsicht, Dinge weniger angespannt zu sehen, schon sehr verändert. Es ist wirklich interessant zu beobachten, wie schnell ein solcher Prozess vonstatten geht.

Doch jetzt zu etwas Aktuellerem: auch wenn ich dieses Wochenende als verantwortliche Freiwillige im Centre arbeite, konnte ich den Samstag entspannen und ausgiebig als meinen freien Tag genießen, da es sich bei den momentanen Besuchern um eine "groupe en gestion libre" handelt. Das heißt für mich, dass ich nur während des Empfangs und der Abfahrt dort sein muss und den Rest der Zeit mit schöneren Dingen als wochenends zu arbeiten, verbringen kann.

Nachdem uns Janine gestern Abend mit einer Freundin aus Österreich mit den Spezialitäten ihrer Landesküche - Käsespätzle, Kartoffelsalat und Mannerschnitten - verwöhnt hat, konnte ich ausschlafen und ganz gemächlich in den Tag starten. So haben sich Paula, Theresa und ich mit dem Minibus in Richtung Reichshoffen gemacht, wo wir die Supermärkte geplündert haben. Das ist in den nächsten Tagen auch unabdinglich, da sowohl Paula als auch Theresa Besuch von ihrer Familie bekommen und für die Liebsten ein halbes Festmahl zubereiten!

In Erinnerung an einen schönen Nachmittag im Niederbronner Park mit Paula wünsche ich Euch nun noch einen entspannten und womöglich ereignisreichen Sonntag!



Mittwoch, 15. Oktober 2014

Travailler Travailler Travailler

Dieser Liedtitel der deutsch-französischen Band Irie Révoltés spiegelt meine momentane Situation eigentlich ganz gut wider, denn Arbeit haben Theresa und ich im Centre momentan wirklich!
Zum Einen müssen wir unsere erste eigene Führung vorbereiten, die in anderthalb Wochen gehalten werden soll. Dazu gehören eine Einführung in die Geschichte des Elsass, eine Vergegenwärtigung der zeitlichen Nähe unserer Generation zum Zweiten Weltkrieg, eine Vorstellung des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge und seiner Ambitionen und die Geschichte der Kriegsgräberstätte in Niederbronn. Daneben müssen verschiedene Einzelschicksale vorgestellt werden, dabei soll es sich um aktuell gewonnene Lebensgeschichten oder Paradebeispiele für Täter und Opfer des NS-Regimes handeln. Der letzte Punkt ist zudem die Dauerausstellung, die ebenfalls acht interessante Biografien beherbergt.
Zum Anderen wird am 16. November der Volkstrauertag gefeiert, ein staatlicher Gedenktag, der allen Opfern von Gewaltherrschaften und Kriegen gedenkt. Dementsprechend ist es natürlich selbstverständlich, dass eine Feier im Centre stattfindet, um diesen Sonntag angemessen zu zelebrieren. Wir stecken mitten in den Vorbereitungen, da das Programm aufgesetzt werden muss, auf Französisch übersetzt werden muss und wir als Freiwillige für eine Vorstellung interessanter und lehrreicher Kommentare aus den Besucherheften, die am Friedhof ausliegen, verantwortlich sind.
Nächste Woche dürfen Theresa und ich außerdem bei den animations linguistiques teilnehmen, die für eine französischsprachige Gruppe vorbereitet werden und zum Ziel haben, dass die Teilnehmer am Ende der Woche ein paar Brocken Deutsch sprechen können. Da es sich allerdings um sechs- bis zwölfjährige Kinder handelt, könnte das schwer werden. Trotzdem macht es super viel Spaß, sich ein paar Programmpunkte mit Musikeinlagen auszudenken, da wir dadurch in den totalen Kindheitserinnerungen schwelgen - Fredrik Vahle und das Dschungelbuch habe ich nämlich schon lange nicht mehr gehört!
Neben all diesen speziellen Dingen wartet natürlich noch die alltägliche Arbeit auf uns und so sind wir immer schön beschäftigt. Ich bin aber froh, dass es so ist und wir nicht an Langeweile leiden, denn das wäre um einiges nervenraubender.

Nun muss ich mich auch schon auf den Weg zum Französischkurs machen, den wir Freiwilligen alle zusammen besuchen. Danach machen wir noch einen Abstecher zum Zumbakurs in Reichshoffen, bevor ich zufrieden mit meiner erledigten Arbeit und mit mir selbst ins Bett fallen kann :)

Dienstag, 7. Oktober 2014

Strasbourg, Succès et Sophie

Wie versprochen kommt hier der Eintrag zu meinem Wochenende in Straßburg, das ich mit vielen lieben Menschen verbringen durfte.
Am letzten Samstag habe ich mich nach der Arbeit blitzschnell auf den Weg zum Bahnhof gemacht, um einen besonders frühen Zug zu bekommen, was ich glücklicherweise auch geschafft habe. Während der Fahrt habe ich mich mit einer älteren Frau unterhalten, die aus der Bretagne kommt, was mich ziemlich gefreut hat, da unser Seminar im November dort oben im Nordwesten Frankreichs stattfinden wird - doch dazu später mehr!

Da die Fahrt im Nu verging, wurde ich schon nach gefühlten zehn Minuten von einem goldenen Herbsttag in Straßburg und Vanessa empfangen, einer weiteren Freiwilligen, die zufälligerweise auch aus dem guten, alten Trier kommt. Nachdem sie mich durch die schönen Gassen von Petite France, einem mittelalterlichen Viertel mit vielen Fachwerkhäusern, geführt hat, durfte ich mit dem Studentenwohnheim Bekanntschaft schließen. Hier habe ich meine kleine, feine WG nochmal so richtig zu schätzen gelernt!
Unbeladen ohne Gepäck und mit viel Elan haben wir uns zu zweit in die Innenstadt begeben und die letzten Sonnenstrahlen beim Stöbern auf dem Flohmarkt und mit einem crêpe au nutella genossen, bevor wir uns auf den Rückweg gemacht haben. In der Mensa des Studentenwohnheims haben wir uns aus dem typischen Angebot bestehend aus Pizza, Flammkuchen, Cheeseburger und Nudeln ein Abendessen zusammengestellt, bevor wir mit Lisa, einer weiteren Volontärin, einen gemütlichen Abend verbracht haben.

Am nächsten Morgen ging es sehr früh weiter, da wir uns mit so gut wie allen Elsass-Freiwilligen zu einem ersten Treffen nach Beginn unseres Volontariats getroffen haben. Dieser erste Sonntag im Oktober stand ganz im Zeichen von Kultur und Touristik, was uns auf zwei Weisen zu gute kam - zum Einen haben wir viel von der Stadt sehen können, zum Anderen sind alle kulturellen Angebote im ersten Sonntag des Monats kostenlos, was uns Freiwillige natürlich besonders freut.
Der erste Programmpunkt war eine Bootsfahrt in den Kanälen rund um La Petite France, die mit einem Audioguide begleitet wurde. Meiner Merinung nach hätten wir uns diese Station sparen können, da man die Strecke zu Fuß genauso gut hätte erkunden und sich dazu seine Zeit selbst einteilen können. Vielleicht bin ich aber bei solchen touristischen Aktionen auch einfach viel zu skeptisch...
Nach einer kleinen Stärkung durch Café au Lait und Brioche erreichten wir den Höhepunkt unserer Exkursion - den Aussichtspunkt auf der Kathedrale. Die schier unendlich scheinenden Treppen, die sich im Inneren des Münsters befinden, waren den Kräfte zehrenden Aufstieg definitiv wert. Neben der Altstadt konnte man auch sämtliche Viertel erblicken, so zum Beispiel das Europa-Viertel mit dem in der Sonne reflektierenden Europäischen Parlament. Diesen Aussichtspunkt kann ich wirklich jedem empfehlen, der sich einmal in Straßburg aufhält - ça vaut la peine, wie die Franzosen zu sagen pflegen.
Wieder aus den höheren Sphären am Boden der Tatsachen angelangt erwartete uns der letzte offizielle Teil des Programms, der uns in das Palais Rohan führte, einem Museenkomplex direkt neben der Kathedrale, der das Musée des Arts Décoratifs, das Musée des Beaux-Arts und das Musée Archéologique beinhaltet. Die Ausstellungen des ersten Museums haben mir am besten gefallen, da man die typische französische Architektur und Inneneinrichtung des Ancien Régime unter Ludwig XIV bewundern konnte.
Am frühen Abend haben sich Theresa, Paula, Janine und ich wieder in Richtung Niederbronn begeben, wo mich zum ersten Mal ein richtiges Heimatgefühl erwartet hat :)

Mit positiven Gefühlen durch das ereignisreiche Wochenende bin ich in diese Woche gestartet und heute hat mich ein kleiner Erfolg heimgesucht, daher der Titel dieses Eintrags. Sehr spontan wurde mir heute Morgen eröffnet, dass Theresa und ich während einer Führung auf der Kriegsgräberstätte ein Einzelschicksal vorstellen sollen. Verunsichert und ohne viel Motivation habe ich mich vor die Gruppe gestellt und war erstaunt, wie gut es dann doch funktioniert hat. Als Krönung des Ganzen hat der Lehrer der Schulgruppe unser Auftreten dann noch als "souverän" beschrieben, juhu!
Am 24. Oktober dürfen wir dann nochmal ran, allerdings sind wir dann für das gesamte Programm verantwortlich, das aus der Einführung in die elsässische Geschichte, dem Ansatz des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der Ausstellung und vielen Einzelschicksalen besteht. Bis dahin steht uns noch ein wenig Arbeit bevor, aber mit der richtigen Einstellung werden wir das schon hinbekommen. Wie es uns ergangen ist, werde ich Euch natürlich wissen lassen!

Bevor ich mich nun verabschiede, möchte ich noch schnell erklären, warum mich die Begegnung mit der Bretonin im Zug so gefreut hat. Vor ungefähr zwei Wochen hat mich die Einladung zu dem Zwischenseminar in der Bretagne erreicht und bei der Gelegenheit dachten Janine, Marie, Paula und ich, dass wir noch ein paar Tage Urlaub anhängen, wenn wir schon in dieser entlegenen Ecke sind. Genau das haben wir getan und uns eine Route für vier Tage ausgearbeitet, die uns nach Brest, Perros-Guirec, St. Malo und Rennes führen wird. Mit diesem hinreißenden Ziel vor Augen werden die nächsten Wochen wahrscheinlich noch schneller vergehen, also sowieso schon.

Bisous de l'Alsace,
Sophie

Sonntag, 28. September 2014

Col du Linge, Riquewihr & Haguenau

Nach einer kurzen Zeit der Abwesenheit auf diesem Blog, mag ich Euch heute nochmal von meinen Erlebnissen der letzten paar Tage berichten.

Nachdem die vorletzte Schulgruppe weniger aus historischen Gründen den Weg ins Elsass auf sich genommen hat, sondern der Ausflug vermutlich viel eher als Resozialisation verstanden werden sollte, hat sich die letzte Woche als extrem lehrreich herausgestellt. Es handelte sich um eine Gruppe von Oberstufenschülern aus der Nähe von Hamburg, die sich als Seminarfach das Thema "Elsass" ausgesucht haben. Das heißt, dass man während der gesamten zweijährigen Oberstufe eine Doppelstunde pro Woche besucht, die sich mit der elsässischen Geschichte und Kultur befasst. Beendet wird der Unterricht durch eine Facharbeit zu einem bestimmten Unterthema, wie zum Beispiel Töpferei oder Weinanbau. Die Krönung dieses Seminarfaches ist die einwöchige Fahrt nach Niederbronn-les-Bains - und davon konnte auch ich sehr profitieren!

Am Donnerstag haben wir uns auf den Weg zum Col du Linge gemacht, einem in den Südvogesen in der Nähe von Colmar liegendem Schlachtfeld aus dem Ersten Weltkrieg. Nach einer dreistündigen Fahrt durch erdrückenden Nebel kamen wir dann doch mal an, man sollte niemals die Größe des Elsass unterschätzen! Nachdem wir uns im ansässigen Museum einen Film über die Geschichte der Schlachten zwischen deutschen und französischen Soldaten am Col du Linge im Jahre 1915 angeschaut haben, sind wir durch die Schützengräben gelaufen, die von der deutschen Armee in den Berg gegraben und gebaut worden sind. Man erkennt keinerlei Ordnung oder Struktur in der Bauweise und die Gräben variieren von großen über kleinen zu fast unpassierbaren Durchmessern. Wenn ich mich schon um meine eigene Körperachse winden muss, um in die verschiedenen Gänge zu kommen, ist es fast unvorstellbar, wie sich erwachsene, bewaffnete Männer in Uniform und Rucksack durch die Gräben gewunden haben, dazu noch im Hagel der Geschosse und Granaten. In den Schützengräben waren teilweise kleine Kammern eingegliedert, die den Blick auf die französische Linie freigegeben haben. In einem dieser Erdlöcher habe ich eine in den Felsen geschlagene Inschrift eines deutschen Pionieres gefunden, was ich ziemlich beeindruckend fand.
Nachdem wir uns das Schlachtfeld angesehen haben, sind wir weiter zu der deutschen Kriegsgräberstätte gegangen. Der wohl eklatanteste Unterschied zum Soldatenfried aus dem Zweiten Weltkrieg in Niederbronn waren die jüdischen Grabsteine, von denen es einige gab.








Da der Vormittag ganz der deutsch-französischen Geschichte gewidmet war, durften wir den Nachmittag ganz ohne Programm in Riquewihr verbringen, einem elsässischen Winzerdorf. Beschallt mit der dramatischen Stimme Udo Jürgens, der uns vom "Griechischen Wein" vosang sind wir die Elsässische Weinstraße entlang gefahren bis uns die Dächer von Riquewihr im Sonnenschein begrüßten. Der Ort könnte direkt aus dem Mittelalter entrissen und ins 21. Jahrhundert transportiert worden sein, denn die kleinen, kurvigen Gassen bestehen ausschließlich aus bunten, schiefen Fachwerkhäusern. Die vielen Blumen - eine typisch französische ville fleurie - haben diese malerische Kulisse so schön ergänzt und ich war ziemlich glücklich, dass ich an diesem Tag die Schule begleiten durfte. Aber nicht nur wir haben von dem Reiz Riquewihrs gewussr, sondern auch Hunderte von Touristen, die die Straßen des Dorfes bevölkert haben. Den Altersdurchschnitt der Besucher haben wir an diesem Tag ganz sicher um einige Jahre gesenkt.






Dieses Wochenende haben sich Paula, Janine, Theresa und ich den Centre-Bus ausgeliehen und uns auf den Weg nach Haguenau gemacht, der nächstgrößeren Stadt von Niederbronn aus. Dort haben wir Sophie abgeholt, eine andere Freiwillige aus dem Elsass, und alle zusammen einen schönen, sonnigen Herbsttag verbracht. Die Innenstadt ist klein und fein, es gibt wirklich viel zu sehen und zu schmecken - beispielsweise "confiture de lait", worunter ich mir absolut nichts vorstellen konnte. Mittlerweile weiß ich, dass es sich um einen Aufstrich aus Milch, Zucker und Vanille handelt. Das Eis hat allerdings ein bisschen nach Orange, Caramel und ganz viel Zucker geschmeckt, vorerst brauche ich diesen Geschmack nicht mehr. Da hat mir meine zweite Kugel "vanille-châtaigne", also Vanille-Esskastanie, um einiges besser gemundet.
In Haguenau selbst haben wir einen kleinen Buchladen entdeckt, der zauberhaft war. Überall standen Bücherstapel rum, auf dem Boden, auf den Tischen, man musste sich durch winzige Zwischenräume schieben, um zum nächsten Regal zu gelangen und ich habe ständig in der Angst gelebt, dass ich durch meine Bewegungen ein paar Bücher zu Boden reißen würde. Gepackt von meiner Motivation, habe ich mir einen Roman gekauft, um so vielleicht ein bisschen Französisch lernen zu können.
Den Abend haben wir kulinarisch ausklingen lassen, als wir zurück in unserer WG Spaghetti mit selbstgemachtem Pesto vom Performance Day im Centre, bei dem eine Schulklasse einen Tag lang ein Dreigängemenu gekocht hat, geschmaust haben. 

Den heutigen Sonntag verbringe ich im Bett, da ich mir wie jedes Jahr, geblendet vom herbstlichen Sonnenschein und so begeistert von der Idee, mitten in der Nacht im See schwimmen zu gehen, eine Erkältung eingefangen haben.
Euch allen ein schönes Wochenende!

Freitag, 19. September 2014

Pommes, Pommes, Pommes

Eine Begrifferklärung vorab - "la pomme" ist das französische Wort für Apfel und genau dieses Obst hat meine Woche hier ganz entscheidend geprägt!
An unserem freien Tag sind Theresa und ich mit dem Minibus zu ein paar Feldern außerhalb von Niederbronn gefahren und haben uns auf Apfelernte begeben. Innerhalb von kurzer Zeit hatten wir tatsächlich eine riesige Menge köstlicher, frisch vom Baum gepflückter Äpfel zusammen und haben uns schwer beladen zurück in unsere Wohnung begeben. Den Rest des Tages haben wir grob gesagt nur noch mit Äpfel schälen und schneiden, die Stücke zu Apfelmus und Kompott verarbeiten und Apfelkuchen backen verbracht. Der Versuch, selbst Apfelringe herzustellen ist leider kläglich gescheitert... Den Duft von Zimt und Äpfeln werde ich so schnell wohl nicht mehr aus der Nase bekommen :)